Eine besondere Form der Reise ist jene mit dem Finger über die Landkarte. Der Vorteil: das Ziel ist kaum mehr als eine Handbreit entfernt und Kosten spielen keine Rolle. Der Autor Ernst Strouhal präsentierte seine prächtige Sammlung historischer Reisespiele aus Europa, Nordamerika und Japan vom 18. bis zum 20. Jahrhundert, „Die Welt im Spiel. Atlas der spielbaren Landkarten“, im Lichthof der Akademie für Angewandte Kunst in Wien.
Die fantasievollen Spielpläne laden zu unterhaltsamen und aufregenden Expeditionen durch unbekannte Städte und Kontinente, in exotische Länder und fremde Welten, durch die Geschichte oder rund um die Welt ein. So ist die stellvertretende Verlagsleiterin Elisabeth Stein besonders stolz auf dieses Projekt: „Mich hat von Anfang an der Gedanke elektrisiert, dass es ein Buch sein wird, das mehr als ein Buch ist, ein Buch, das man lesen und aber auch spielen kann. Ich denke, in Zeiten zunehmender Digitalisierung haben gerade solche Bücher, die Objekte sind, solche Bücher, die nur als gedruckte, schön ausgestattete Werke funktionieren, eine Berechtigung und eine Zukunft.“
Autor Ernst Strouhal weiß nach der langen und ausführlichen Recherche jetzt jedenfalls viel über spielbare Landkarten: „Das Spiel vereinfacht die Welt. Es entfaltet seine Kraft erst in der Differenz zum Leben und der Wirklichkeit.“ Im Spiel reist man zu Fuß, mit dem Fahrrad oder per Schiff, mit dem Flugzeug oder im Ballon, in Zeppelin, Pferdekutschen oder Eisenbahnen. Es wird gewürfelt, der Zufall regiert, die Reise auf dem Papier ist unwägbar wie das Leben selbst. Mit den detaillierten Kommentaren über Gestaltung und Regeln ist dem Autor eine kleine Kulturgeschichte der Reisespiele gelungen. Das Schönste daran: das Buch ist lesbar und spielbar zugleich!
Fotos: © Manfred Weis/Brandstätter Verlag