Wandertipp im Allgäu: Vom Söllereck zur Kanzelwand 

Traumhaftes Alpenpanorama und eine reiche Pflanzenwelt begleiten Sie auf die­ser Tour über den Söllergrat. Sie sehen bunte Blumenwiesen vor dem Hin­ter­grund der All­gäuer Hochalpen und des Kleinwalsertals. Im Spätsommer ver­süßen Heidelbee­ren am Wegrand die Tour. Ein Wandertipp aus dem Reiseführer “Allgäu” (Michael Müller Verlag)

Ausgangspunkt: Bergstation Kanzelwandbahn, Riezlern, Kleinwalsertal. End­punkt: Skiflugschanze Oberstdorf. Anfahrt: Mit dem Bus ab Oberstdorf. Län­ge: 17 km, 4:30 Std. reine Gehzeit (real 6:30 Std.), 630 m Aufstiege, 1330 m Ab­stiege. Abkür­zung: Die Talfahrt mit der Söllereckbahn verkürzt die Tour auf 3 Std. bzw. 1000 m Ab­stieg, die Bergfahrt mit der Fellhornbahn (statt Kanzel­wand­bahn) spart eine wei­tere Stunde. Charakteristik: Leichte Grat­wan­de­rung (T 2) auf gut ausge­bauten We­gen mit Ausblick. Eine kurze Fels­pas­sage ist mit ei­nem Handseil gesi­chert; beim Abstieg durch den Wald zum Freibergsee sind Wanderstiefel von Vor­teil. Ein­kehrmöglichkeiten: gibt’s zahl­reich am Weg.

Wanderfoto Vom Söllereck zur Kanzelwand
Fotocredit: Ralph Raymond Braun

Von der Bergstation der Kanzelwand­bahn (1957 m) geht es auf dem Er­leb­nis­weg Burmiwasser hinab zum Riez­ler Alpsee, der als Reservoir für die win­terliche Pis­ten­beschneiung ange­legt wurde. Das einem Murmeltier nach­empfundene Klein­wal­sertaler Kin­dermaskottchen Burmi zeigt sich eher als Biber, denn an der den Weg be­gleiten­den Wasserrinne und ihren Schleu­­sen und Wasserrädern können die Klei­nen nach Herzenslust plan­schen, prit­scheln­ und sich als Was­ser­bauer ver­su­chen. Jugendliche dürfte eher der kurze Klet­ter­steig zum Kan­zelwandgip­fel (2058 m) locken – hof­fent­lich haben sie ihr Klettersteigset mitgebracht. Am Gund­sat­tel muss man sich entschei­den: entweder ab­kür­zend halb rechts auf ei­nem seltener be­gangenen Pfad di­rekt zur Mittelstation der Fellhornbahn am Schlap­poldsee oder gera­deaus auf dem viel, an man­chen Tagen zu viel be­gangenen Weg zur Fell­horn­bahn-Berg­station, wo wir in der Bergschau etwas über die Geolo­gie und die Pflan­zenwelt des Fell­horns erfahren. Hier wie da blühen auf bei­den Seiten des We­ges Blumen in ungeahnter Viel­falt.

Nach dem Fellhorngipfel (2039 m) wird es zum Glück etwas ruhiger. Und der Weg anspruchsvoller. Wir folgen dem Kamm, der hier zugleich die Staats­grenze zwi­schen Deutschland und Österreich markiert, und genießen den herrlichen Blick auf die Allgäuer Hoch­alpen und die Kleinwalsertaler Be­r­ge, bis rechts ein Weg zum Schlap­pold­see angezeigt wird, der unten ver­führerisch schimmert. Der Ab­stieg schlängelt sich in Serpentinen durch eine Zwergstrauchheide mit Al­pen-Bären­traube und Heidelbeeren, die sich auf dem mäßig sauren und stets feuch­ten Hu­mus des Fellhorns wohl­fühlen. Zum Baden ist der See auch im Som­mer zu kalt, doch am Ufer zeigt sich die Vegetation besonders bunt und ver­schwenderisch und er­freut Augen und Nase. Vom See geht es zur Schlap­pol­d­alpe (1706 m), einem Bil­der­buch­bau­ernhof mit Tieren zum An­fassen, ei­ge­nem Käse und Bewirtung, dann über ge­fühlt tausend Stufen wie­der hin­auf auf den Kamm, wo wir am Söller­kopf-Vor­gipfel (1925 m) wie­der auf den vom Fellhorn kom­men­den­ Gratweg tref­fen.

Wanderfoto Vom Söllereck zur Kanzelwand
Fotocredit: Ralph Raymond Braun

Weiter geht’s über den Grat. Wo die Humus-und Pflanzendecke fehlt, lau­fen wir di­rekt über das Flyschgestein mit seinen wechselnden Lagen aus Ton­stein und gro­ben Kieseln. An einer Ab­zwei­gung vor dem Söllereck (1703 m) ver­­lassen wir nun endgültig den Grat und steigen ab zur Söller-Alpe (1534 m) mit hervorragen­dem Käse aus ei­ge­ner Produktion und auf deren Zu­lie­fer­weg weiter Rich­tung Söllereck­bahn (1358 m). Wer statt mit Seilbahn zu fah­­ren lieber zu Fuß ins Tal steigt, wen­­det sich an der Mündung des Fahr­wegs nach rechts Richtung Hochleite.

Wanderkarte Vom Söllereck zur Kanzelwand

Wir sind nun auf dem mit kind­ge­rech­ten Lern- und Mitmachstatio­nen b­e­­stück­ten Natur­er­lebnisweg von der Söllereck-Bergsta­tion hinunter nach Schwand, der zumin­dest abwärts auch mit Kinderwa­gen begangen werden kann. Am Gast­hof Hochleite (1179 m) biegen wir links ab und tau­chen bald in den Wald ein, dessen Baum­wur­zeln uns so man­che Falle zu stel­len versuchen. Unten war­tet dann der idyllische Frei­bergsee, in dem im Som­mer auch gebadet wird. Um zur Stra­ße und nächsten Bushalte­stelle zu ge­lan­gen, folgen wir vom Südende des Sees den Wegweisern zur Ski­flug­schanze. Den Schrägaufzug nach ganz oben können wir uns sparen, denn tolle Aus­sicht hatten wir heute schon mehr als genug. Doch der Sessel­lift vom Schan­zentisch hinunter zum Auslauf er­spart uns und unseren Knien den letzten Abstieg. Unten geht es mit dem Bus etwa alle halbe Stunde über Oberstdorf wieder zurück ins Klein­wal­sertal.

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