Niemand kann, soll und darf 24 Stunden an nichts anderes als die Corona-Krise denken. Livesport zur Ablenkung wird es für sehr lange Zeit nicht geben, dafür aber Lieblingsszenen, die immer wieder geschaut werden können – Peter Filzmaiers „Top 5“.
- Jimbo
Die ehemalige Nummer 1 Jimmy Connors kommt 1991 als 39-jähriger und 174. der Tennisweltrangliste nochmals zu seinem Heimturnier, den US Open in New York. Für das allgemein erwartete Aus in der ersten Runde mit höflichem Abgangsapplaus? Nicht ganz. Jimbos Weg führte bis in Semifinale. Against all odds.
PS: Erst im Semifinale stoppte Jim Courier aus den USA Jimbos Erfolgslauf, verlor aber das Finale gegen den Schweden Stefan Edberg. Die Amerikaner fanden das richtig. Denn Landsmann hin oder her: Wer Jimbo geschlagen hat, der war für sie noch weniger beliebt als der Typ, der Bambi erschoss.
- The Look
Es war im Radsport das Dopingduell von zwei wandelnden Apotheken und trotzdem faszinierend. Lance Armstrong und Jan Ullrich in der Tour de France. 2001 war Armstrong der sterbende Schwan, eine ganze Etappe lang scheinbar am Ende seiner Kräfte. Ullrichs Team machte Tempo, er konnte kaum den Anschluss halten. Dann kamen der legendäre Schlussanstieg nach Alpe d’Huez und ein tiefer Blick in die Augen des Deutschen. Mit deutschem Originalkommentar.
- We will smash them like guitars!
Die Olympischen Spiele in Sydney 2000: Es war klar, dass die Australier in ihrem Nationalsport Schwimmen viele Medaillen gewinnen würden. Doch sie wollten eine ganz spezielle Goldmedaille. In der Kraulstaffel als Königsdisziplin. Da hatten seit den 30er-Jahren immer die USA gewonnen. Dieses Gold zählte! Diese eine Goldmedaille! Und nur diese! Es war aussichtslos. Die US-Schwimmer hatten viel bessere Bestzeiten. Für Australien müsste ein Delphinspezialist Kraulweltrekord schwimmen sowie am Ende ein Langstreckler den besten Sprinter im Sprint schlagen. Der hieß Gary Hall junior und hatte gesagt: „We will smash the Aussies like guitars!“
Sagen wir so: Wenig später wurde ein Bild mit vier halbnackten australischen Männern, die Luftgitarre spielten, weltberühmt 😉
- Just normal
0:4 im Hinspiel. Es steht 3:0 im Rückspiel. Dann fällt ein Gegentor. Nun braucht es ein 6:1. Doch in der 88. Minute steht es unverändert 3:1 … Was danach kam, das haben Spieler und Fans so zusammengefasst: Andere sagen Fußballmannschaft. Wir sagen Barca. Andere sagen Sensation. Wir sagen: Normal.
- His Airness
Eines Tages kam Michael Jordan ein allerletztes Mal nach Chicago. Wo er die Bulls zu sechs Meisterschaften geführt hatte. Doch er kam als Gegner mit einer anderen Mannschaft. Was taten die Menschen? Sie standen auf und klatschten. Dann hörten sie einfach nicht mehr auf damit. Es wurden die längste „Standing Ovations“ der Sportgeschichte. Warum? Er war der größte Sohn der Stadt, dem man sogar ein Denkmal baute. MJ. Air Jordan. His Airness. Wer das nicht glaubt, kann übrigens auch „Top 50 Plays Michael Jordan“ googeln. Von Basketball muss man dafür nichts verstehen, sondern einfach nur schauen und staunen.
In seinem Sportbuch “Atemlos” erzählt Peter Filzmaier, Österreichs wohl bekanntester Polit-Kommentator, humorvoll und pointiert von seinen liebsten Sportgeschichten und geizt darin auch nicht mit kritischen Seitenblicken auf das Wechselspiel von Sport und Politik. Auf Twitter hat er den Hashtag #sportsforever ins Leben gerufen.