F wie Freude

Paul Chaim Eisenbergs Spezialität sind die Tiefen und Untiefen der jüdischen Heiterkeit. Aus diesem Blickwinkel macht sich der ehemalige Oberrabbiner von Wien in seinem neuen Buch Gedanken übers Glück – von A bis Z.

Was ihm zum Buchstaben F einfällt:

Es gibt eine sehr interessante talmudische Geschichte, die den besonderen Wert der Freude im Judentum verdeutlicht.

Der Prophet Eliahu war in biblischen Zeiten eine sehr wichtige Persönlichkeit. Von ihm heißt es unter anderem, dass er eines Tages wiederkommen werde, um den Messias anzukündigen. Natürlich war Eliahu auch ein besonders kluger Mensch, dem man selbst solche Fragen stellen konnte, auf die andere Menschen keine Antwort wussten. So eine Frage stellte einmal ein Rabbiner an Eliahu – aber auch nicht irgendein Rabbiner, sondern ein sehr besonderer, was allein daraus ersichtlich ist, dass der Prophet Eliahu mit ihm spazieren ging und plauderte. Als sie gerade darüber sprachen, dass besonders verdienstvolle Menschen in den Himmel kommen, kamen sie auf einen Markt mit vielen Menschen. Da fragte der Rabbiner den Propheten Eliahu: „Gibt es hier am Markt irgendwelche Menschen, die in den Himmel kommen werden?“ Der Prophet schaute sich eine Weile um, sah dann zwei Männer und sagte: „Ja, die beiden da drüben, die kommen sicher in den Himmel.“ Da war der Rabbiner natürlich sehr interessiert daran, die beiden kennenzulernen, um herauszufinden, was sie so verdienstvoll machte. Also sprach er sie an und fragte sie nach ihrem Beruf. „Wir sind Spaßmacher“, antwortete einer der beiden dem Rabbiner. „Wir gehen herum, und wenn wir sehen, dass irgendjemand traurig ist, gehen wir hin und heitern ihn auf.“

Wir sehen – hier lehrt uns der Talmud, dass Menschen aufzuheitern ein großes Verdienst ist, für das man sogar in den Himmel kommen kann. Und vielleicht ist in dieser Geschichte bereits der Grundstein dafür gelegt, dass der Humor im Judentum eine so große Rolle spielt und es noch heutzutage sehr viele jüdische Comedians gibt.

Paul Chaim Eisenberg ist Musiker, Bestsellerautor und der Ex-Oberrabbiner von Wien. Das ist eine nicht zu unterschätzende Aufgabe: Ist der Rabbi für die Regeln zuständig, kennt (und lebt) der Oberrabbiner die Ausnahmen. „Ärzte sagen ja, man soll jeden Tag einen Apfel essen. Meine Devise lautet: Jeden Tag ein Bonmot,“ so Eisenberg, der leidenschaftliche Geschichtenerzähler.

Bei Brandstätter bereits erschienen: “Auf das Leben!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Buch bestellen