„Ich glaub wir müssen reden.“, mit diesen Worten eröffnete Ingrid Thurnher, ORF III Chefredakteurin, den Abend und das Gespräch mit der Autorin Susanne Schnabl. In ihrem beim Brandstätter Verlag erschienenen Buch „Wir müssen reden“ widmet sich die ORF-Moderatorin Schnabl dem Thema der öffentlichen Kommunikationskultur. „In den letzten Jahren gab es viel Veränderung, es ist laut und eng geworden. Dennoch, vor dem Medium Buch hatte ich stets Respekt. Als dann aber Trump, der Brexit und die vorgezogenen Wahlen kamen, war der Impuls zu diesem Buch da.“, erklärt die Autorin. Als Moderatorin des ORF-Report ist Susanne Schnabl täglich mit einer Kultur des Streitens und Diskutierens in Berührung. Die Begriffe Streit und Kultur stellen ja auf den ersten Blick einen Widerspruch dar, dennoch sei die Auseinandersetzung mit diesem Thema ungemein wichtig. „Streit gehört zu einer Demokratie. Aufgeschlossenheit gegenüber anderen Meinungen und seinen Gesprächspartnern ist eine Voraussetzung.“, weiß Schnabl.
„Wahrheit braucht Zeit“
Im Zug der Recherche für das Buch hat Susanne Schnabl eine „Hassposterin“ getroffen und beschreibt dieses Gespräch als eines der interessantesten und aufschlussreichsten der letzten Jahre. „Denn bei diesem Treffen hat sich für mich offenbart, tritt man mit jemandem in einen Dialog und stellt Fragen ist viel weniger Wut vorhanden. Man beginnt nachzudenken, fühlt sich wahrgenommen und die Situation scheint bereits entspannter.“ Ein Appell, den Schnabl an ihre Leser und die Besucher der Buchpräsentation richtet: „Wir brauchen Zeit. Es herrscht so viel Ungeduld, man muss der Wahrheit ihre Zeit lassen. Denn nicht die Wahrheit zu sagen hat heute fast keine Konsequenz mehr.“
Fotos: Manfred Weis