3 Fragen an Jan Martin Ogiermann

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Warum will der Mensch unbedingt in die Zukunft sehen?

Alles Handeln reicht in die Zukunft. Wir wollen die Folgen unseres Handelns abschätzen, aber auch, welche Aussichten eine Unternehmung hat. Unsere Vorstellungskraft erlaubt uns, uns fremde Welten vorzustellen, zukünftige eingeschlossen. Es macht uns schlicht Vergnügen zu spekulieren, was einmal sein könnte. 

Was haben Zukunftsvorstellungen denn mit Politik und Religion zu tun?

Beide wollen das Zusammenleben regeln, sie definieren menschliche Gemeinschaft. Ohne solche Grundideen wüssten wir gar nicht, von wessen Zukunft die Rede ist. Jedes Weltbild umfasst zudem eine zeitliche Dimension, ob mit oder ohne Bezugnahme auf eine Offenbarung. Politik und Religion sind ohne ein Konzept von Zukunft also nicht denkbar.

Welche Entdeckung hat Sie beim Schreiben des Buches selbst überrascht?

Wie spät die Wachstumsgesellschaft bemerkte, dass sie eine Wachstumsgesellschaft ist. Spätestens im 19. Jahrhundert entfesselten die westlichen Länder eine große wirtschaftliche Dynamik, blieben aber auf einen zukünftigen Gleichgewichtszustand fixiert, statt das Wachstum als einen wirksamen ökonomischen Grundsatz zu erkennen. Diese Unterschätzung des erreichbaren Wohlstands hat nach meiner Meinung die sozialen und internationalen Konflikte verschärft.

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